Deutscher Gewerkschaftsbund

28.03.2011

Aufsichtsrat des Monats 3/11: Über den Tellerrand blicken

Ute Funk, Aufsichtsrätin bei British American Tobacco

Ute Funk: Betriebs- und Aufsichtsräting bei British American Tobacco. Privat

Aufsichtsrätin des Monats im März ist Ute Funk. Die gelernte Bankkauffrau setzt sich seit vielen Jahren als freigestellte Betriebsrätin bei British American Tobacco für die Beschäftigten ein. Seit 2007 vertritt sie auch im Aufsichtsrat die Interessen der ArbeitnehmerInnen. Mit Blick auf die Anteilseignerseite im Aufsichtsrat betont Funk: „Man muss von jedem fordern, was er leisten kann.“

Ihre Erfahrung lehre sie außerdem, dass Aufsichtsräte stärker über den nationalen Tellerrand hinausschauen müssen, so Funk. Welche Herausforderungen sie in der zunehmenden Internationalisierung der Wirtschaft sieht und was ihr bisher größter Erfolge im Aufsichtsrat war, erklärt sie  in der vorläufig letzten Folge unserer Aktion „Aufsichtsrat des Monats“.

1. Wenn es keine mitbestimmten Aufsichtsräte gäbe, müsste man sie erfinden, weil…

… nur wenn die Belange aller Beteiligten eines Unternehmens auf den Tisch kommen, ausgewogene Ergebnisse erzielt werden können. Gerade das einseitige und kurzfristige Profitstreben gefährdet zuweilen den nachhaltigen Erfolg, welcher im Interesse der Belegschaft wäre, um auch zukünftig sichere und sozialverträgliche Arbeitsplätze gewährleisten zu können.

2. Wenn Sie einen Aspekt des deutschen Mitbestimmungsmodells weltweit einführen dürften: Welcher wäre das und warum?

Die paritätische Besetzung von Aufsichtsräten, da hierdurch eine ernsthafte Auseinadersetzung mit den anstehenden Sachthemen möglich ist und die Arbeitnehmerinteressen nicht schon allein durch die überproportionale Machtfülle auf Seiten der Anteilseigner in den Hintergrund gerückt werden.

3. Wenn die Arbeitnehmerseite nicht aus betrieblichen und externen VertreterInnen zusammengesetzt wäre – was würde dem Aufsichtsrat fehlen?

Eine gesunde Mischung aus Betrieblichem- und Expertenwissen. Durch die Beteiligung von externen VertreterInnen kann sowohl eine fachliche Bereicherung (z.B. durch juristisches Know-How) als auch ein Erfahrungsschatz aus anderen Aufsichtsräten eingebracht werden. Gleichzeitig bringen die hausinternen Vertreter ein großes Wissen um die Zusammenhänge aus dem Unternehmen mit.

4. Was war der größte Erfolg, den Sie gemeinsam im Aufsichtsrat durchsetzten konnten?

Mehr Transparenz über das Thema Vorstandsvergütungen für das Gesamtgremium zu erhalten.

5. …und was das größte Ärgernis im Laufe Ihrer Aufsichtsratstätigkeit?

Dass internationale Restrukturierungsprogramme durch die deutsche Mitbestimmung nicht verhindert werden können.

6. Mit Blick auf Europa und die Globalisierung: Muss sich die Arbeit des Aufsichtsrates noch weiter internationalisieren?

Auf jeden Fall, da gerade in internationalen Konzernen die Entscheidungen häufig nicht mehr auf Länderebene gefällt werden, sondern durch überregionale oder globale Vorgaben bestimmt werden. Die Arbeit lokaler Aufsichtsratsgremien steht globalen Managemententscheidungen gegenüber. Dabei besteht immer die Gefahr, dass lokale Belange zu wenig Berücksichtigung finden oder Standorte gegeneinander ausgespielt werden.

7. Der Aufsichtsrat unterstützt gute und sozial verantwortungsvolle Unternehmensführung indem…

…die Belange der MitarbeiterInnen eingebracht werden können und somit berechtigten Anliegen das nötige Gehör verschafft werden kann.

8.Wer reagiert am positivsten auf ihre Arbeit im Aufsichtsrat, wer weniger positiv?

Ich habe bisher nur positive Rückmeldungen zu meiner Aufsichtsratstätigkeit bekommen

9. Das Wort, das in Vorbesprechungen der Arbeitnehmervertreter vor Aufsichtsratssitzungen am häufigsten fällt, ist…

… „da müssen wir noch mal nachfragen“

10. Action, Komödie, Tragödie, Krimi, Liebesfilm –welches Genre beschreibt Ihren Aufsichtsrat am besten? Und welchen Titel hätte ein Film über das Gremium?

Einmal abgesehen vom Liebesfilm kommt aus jedem Genre etwas hinzu, welches den Aufsichtsrat kennzeichnet. Als Titel finde ich „Jenseits der Stille“ sehr passend, da sowohl bei den Sitzungen als auch davor/danach immer wieder die Kommunikation das Tagesgeschehen bestimmt.


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