Deutscher Gewerkschaftsbund

25.06.2010
Heinz Schmitt, HeidelbergCement AG

Aufsichtsrat des Monats 06/2010: "Mitbestimmungsrechte nutzen"

Heinz Schmitt

Heinz Schmitt, HeidelbergCement Foto: Steffen Fuchs

Aufsichtsrat des Monats im Juni ist Heinz Schmitt. Er vertritt die Interessen der Beschäftigten bei der HeidelbergCement AG als Betriebs­rats­vor­sitzender und als stell­vertretender Aufsichts­rats­vor­sitzender. IG BAU-Mitglied Schmitt arbeitet seit 1986 im Unternehmen. Sein Motto: "Wer das Recht hat mitzubestimmen, der muss dies auch nutzen und Verantwortung übernehmen." Im aktuellen Fragebogen zum Aufsichtsrat des Monats schildert Schmitt, welche Herausforderungen das Unternehmen während der Krise stemmen musste und wie dies die Arbeit im Aufsichtsrat beeinflusst hat.

1. Wenn es keine mitbestimmten Aufsichtsräte gäbe, müsste man sie erfinden, weil…

...weil nur so sichergestellt werden kann, dass nicht nur wirtschaftliche Belange des Unternehmens thematisiert werden, sondern auch die sozialen und beschäftigungspolitischen Interessen der Belegschaft im Aufsichtsrat berücksichtigt werden.

2. Wenn Sie einen Aspekt des deutschen Mitbestimmungsmodells weltweit einführen dürften: Welcher wäre das – und warum?

Die Rechtsstellung des deutschen Betriebsratsgremiums. Weil sie Mitarbeiter durch die Informations- aber auch Mitbestimmungsrechte dazu bringt, sich als Sozialpartner auf Augenhöhe ins Unternehmen einzubringen.

3. Wenn die Arbeitnehmerseite nicht aus betrieblichen und externen VertreterInnen zusammengesetzt wäre – was würde dem Aufsichtsrat fehlen?

Die Mischung aus betriebsinterner und externer Expertise. Es ist wichtig, dass es Mitglieder im Aufsichtsrat gibt, die eher einen betriebs- und volkswirtschaftlichen Blick haben. Genauso wichtig ist allerdings auch das Know-how über betriebsinterne Abläufe und Bedingungen vor Ort und an den verschiedenen Standorten.

4. Was war bisher Ihr größter Erfolg, den Sie gemeinsam im Aufsichtsrat durchsetzen konnten?

Die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise relativ sozialverträglich zu meistern. Hier hat sich gezeigt, dass die Mitbestimmung auch in Ausnahmesituationen funktioniert. Entscheidungen mussten schnell getroffen werden, um Schlimmeres abzuwenden. Für mich war entscheidend, dass auf unsere Meinung wert gelegt wurde und der Aufsichtsrat nach den zum Teil nicht einfachen Entscheidungen geschlossen auftreten konnte.

5. …und was das größte Ärgernis im Laufe Ihrer Aufsichtsratstätigkeit?

Es sind die Situationen, in denen es schnell gehen soll, die ich nicht schätze. Vor allem dann, wenn ich das Gefühl habe, dass nicht ausführlich genug über ein Thema mit samt seinen Auswirkungen auf die Beschäftigten gesprochen worden ist.

6. Mit Blick auf Europa und die Globalisierung: Muss sich die Arbeit der Aufsichtsräte noch weiter internationalisieren?

Ja, denn die wirtschaftliche Grundlage des Unternehmens ändert sich ja auch, und Deutschland spielt im Denken der Entscheidungsträger nicht mehr die zentrale Rolle. Deshalb fände ich es gut, wenn es mehr ausländische Mitglieder im Aufsichtsrat gäbe. Auch wenn das deutsche Mitbestimmungsmodell für einige ausländische Kolleginnen und Kollegen gewöhnungsbedürftig ist. Meine Meinung: Wer das Recht hat mitzubestimmen, der muss dies auch nutzen und Verantwortung übernehmen.

7. Der Aufsichtsrat unterstützt gute und sozial verantwortungsvolle Unternehmensführung, indem…

…er nicht nur wirtschaftliche Zusammenhänge beobachtet und beachtet, sondern auch deren Auswirkungen auf Belegschaft und Standorte analysiert und zur Sprache bringt. Ganz wichtig ist auch, dass wir in schwierigen Situationen immer nach Lösungen im Interesse der Beschäftigten suchen.

8. Wer reagiert am positivsten auf Ihre Arbeit im Aufsichtsrat, wer weniger positiv?

Die Belegschaft reagiert immer dann positiv, wenn sie bei konkreten Anlässen den Nutzen der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat sieht. Interessanterweise haben ausländische Kollegen oft kein Verständnis dafür, dass Arbeitnehmer im Aufsichtsrat mitarbeiten.

9. Das Wort, das in Vorbesprechungen der Arbeitnehmervertreter vor Aufsichtsratssitzungen am häufigsten fällt, ist…

...ganz eindeutig Transparenz. Für uns ist wichtig: Wir müssen den gleichen Kenntnisstand wie die Anteilseignerseite zu aktuellen Themen haben.

10. Action, Komödie, Tragödie, Krimi, Liebesfilm – welches Genre beschreibt Ihren Aufsichtsrat am besten? Und welchen Titel hätte ein Film über das Gremium?

In den letzten beiden Jahren war es bedingt durch die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise eher ein Krimi mit dem Titel: „Geld oder Leben“.


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